Projektbereich Flexible Hilfen

Rechtliche Grundlagen und Zugang
Der Projektbereich Flexible Hilfen bietet Individualangebote in Form von drei Leistungstypen an:

Die Betreuungsintensität variiert von einem niedrigschwelligen Ansatz bis hin zu einer intensiven 1:1-Betreuung, wodurch Hilfen flexibel an den individuellen Betreuungsbedarf angepasst werden können. Im Anschluss an die stationären Hilfen bietet Aktion´70 eine ambulante Nachbetreuung im Rahmen von § 30 und § 35 an. Dabei werden Übergänge fließend und unter Beibehaltung der Betreuungskontinuität ermöglicht.

Zielgruppe und Ziele
Die Wohnprojekte richten sich mit den verschiedenen Angeboten an Jugendliche im Alter ab 15 Jahren. Das Betreute Einzelwohnen wendet sich an Jugendliche, die

  • nicht mehr die Möglichkeit haben, in familiären Zusammenhängen zu leben
  • nicht in ihrem bisherigen Lebensumfeld bleiben wollen oder können
  • sich in einer entwicklungsbelastenden Lebensphase oder Umbruchsituation befinden
  • in ihrer persönlichen Entwicklung Unterstützung benötigen
  • bereit sind, sich auf Betreuung und Zusammenarbeit einzulassen

Das Bett auf Zeit wendet sich an Jungen und Mädchen ab 16 Jahre, die ver-schiedene Einrichtungen der Jugendhilfe durchlaufen haben und gegenwärtig als „unbetreubar“ erscheinen, da sie eine aktive Mitarbeit verweigern (sog. „fehlende Mitwirkung“).

Das Intensivangebot Sprungbrett wendet sich an Jugendliche ab 15 Jahren, die eine umfangreichere Betreuung benötigen, weil sie

  • hoch auffällig agieren
  • sich anhaltend in einer von krisenhaften Ereignissen geprägten Lebens-situation befinden
  • Defizite in der Bindungsstabilität und dissoziale Verhaltensweisen im aufweisen, die von weiteren Risikofaktoren begleitet werden
  • sie die herkömmlichen Angebote der Jugendhilfe zur Klärung ihrer Situation nicht nutzen können, da sie Strukturen und Anforderungen nicht aushalten

Das definierte Ziel der Betreuung im BEW ist die Verselbständigung. Darunter verstehen wir die Befähigung der Jugendlichen zu einer eigenständigen Lebensführung, die ihren Fähigkeiten und Wünschen entspricht. Psychische Stabilität und soziale Integration sollen im Idealfall am Ende der Hilfemaßnahme erreicht sein. Die Förderung der Persönlichkeitsentwicklung und das Erlernen sozialer Kompetenzen stehen dabei im Vordergrund. Im geschützten Rahmen des Ausprobierens und der Überprüfung sollen Jugendliche lernen, für sich und ihr Handeln in zentralen Lebensbereichen Verantwortung zu übernehmen. Die pädagogische Arbeit zielt auf die Befähigung ab, persönliche Ressourcen zu erkennen, zu erweitern und anzuwenden.

Primäres Ziel im Bett auf Zeit ist die sofortige Beendigung von Trebegang und Obdachlosigkeit und den damit verbundenen Gefährdungen. Im Ergebnis sollen Jugendliche in einem überwiegend selbst bestimmten Prozess lernen, ihre Ressourcen einschätzen und ihren Hilfebedarf selbst definieren zu können. Am Ende kann die Überleitung in ein Angebot der Jugendhilfe stehen, das aufgrund der gesammelten Erfahrungen und einer bei positivem Verlauf gestiegenen Motivation als passend erscheint. Das Angebot beinhaltet aber ebenso die Möglichkeit des Scheiterns und die erneute Entlassung in eine ungeklärte Situation.

Im Wohnprojekt Sprungbrett wird eine verbindliche Perspektivklärung durchgeführt. Jugendliche sollen dabei lernen, sich auf eine intensive und tragfähige Beziehung zu einer Betreuungsperson einzulassen. Dabei stehen sie vielfach noch auf dem Standpunkt, dass sich die äußeren Bedingungen und ihre Bezugspersonen zu ihren Gunsten verändern müssen, um ihre Interessen und Bedürfnisse durchsetzen zu können. Diese Sichtweise langfristig durch die Stärkung von Eigeninitiative, aber auch durch deutliche Grenzsetzungen zu verändern, ist Ziel ihres Aufenthaltes.

Grundlagen der pädagogischen Arbeit und methodische Arbeitsansätze
 Die professionelle Arbeit der pädagogischen Fachkräfte orientiert sich an den Prinzipien Partizipation, Akzeptanz und Parteilichkeit, Transparenz, Orientierung, Hilfe zur Selbsthilfe sowie Schutz und Halt. Die  fachliche Umsetzung erfolgt anhand der Arbeitsansätze sozialpädagogischer Betreuung, Beratung und Begleitung.

Der verschiedenen Arbeitsansätze beinhalten einen auf den Einzelfall zugeschnittenen Betreuungsrahmen, der auf die persönliche Situation, die Erfahrung und die Ressourcen der Jugendlichen eingeht. Dabei handelt es sich um ein sehr flexibles und differenziertes Angebot, um den psychosozialen Biographien und dem individuellen Entwicklungstempo der Jugendlichen gerecht zu werden. Entscheidendes Ziel ist die Stärkung der partizipativen Beziehungsfähigkeit, die abhängig ist von gelingender Kommunikation zwischen BetreuerInnen und Jugendlichen.

Lage und Ausstattung der Wohnungen
Die Betreuungsstandorte befinden sich überwiegend im Bezirk Neukölln in guter Erreichbarkeit zu den Treffpunkten. Aktion`70 ist Hauptmieterin oder Eigentümerin der Wohnungen; Betriebserlaubnisse der Einrichtungsaufsicht liegen vor. Jugendliche erhalten einen Nutzungsvertrag, der gekoppelt ist an die Verpflichtung, sich auf die jeweilige Betreuung einzulassen.